SSW: Spitzenbaustoffe und das „Fundament“ von Altmühlfranken

Das Schotter- und Steinwerk Weißenburg – kurz SSW – ist ein mittelständischer Betrieb für Naturstein- und Baustoffprodukte mit rund 100 Mitarbeitenden. Der örtliche Steinbruch blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück, das Unternehmen selbst ist seit 1983 am Standort Weißenburg aktiv. Seit 2011 betreibt man zudem einen weiteren Standort in der Nähe von Pappenheim. Heute vereint SSW jahrzehntelange Erfahrung mit technischem Fortschritt – zum Nutzen der ganzen Region. Wie der Jura-Kalkstein von SSW bis heute die Region prägt, warum im Steinbruch millimetergenaue Präzision wichtiger ist als angenommen und was das Ganze mit einem Uhu zu tun hat lesen Sie in der folgenden „Erfolgsgeschichte aus Altmühlfranken“.

Produziert wird bei SSW sowohl zertifizierter Schotter- und Edelsplitt für den Straßen- und Wegebau als auch für Beton- und Asphaltmischanlagen. Darüber hinaus gewinnt man dort Rohblöcke aus Jura-Kalkstein für die Naturwerksteinindustrie und stellt Produkte für den Garten- und Landschaftsbau her – insbesondere im Bereich der Mauersteine für Trockenmauern ist das Unternehmen Qualitätsführer.

„Doch wer wirklich verstehen will, woher die Produkte kommen und wie der Steinbruch aufgebaut ist, muss ihn gesehen haben“, sagt Geschäftsführer Jens Geiger. Und wie bekommt man diesen am besten zu sehen? Richtig, bei einer Geländewagentour mit ihm und Mitarbeiterin Michaela Streb durch das rund 90 Hektar große Areal: Vorbei an großen Wasserteichen, meterhohen Abbruchkanten, über steinige Wege bergauf und bergab – fast wie auf einem Offroad-Parkour. Zu sehen gab es dabei nicht nur aktive Abbauflächen und gewaltige Natursteinblöcke, sondern auch die rekultivierten Bereiche des Areals. Aber der Reihe nach.

Festes Fundament der Region

Generell ist das Thema (Natur-)stein eines das die Region rund um Weißenburg geprägt hat – und das nicht erst seit Jahren oder Jahrzehnten, sondern seit Jahrhunderten. Man könnte sogar sagen: seit Millionen von Jahren. Der Stein gehört gewissermaßen zur Identität von Altmühlfranken. Bereits in der Urzeit lagerten sich hier Kalkschichten ab, in denen Fossilien wie der berühmte Archaeopteryx konserviert wurden. In der Römerzeit setzte sich die steinerne Geschichte von Altmühlfranken eindrucksvoll fort: Der Limes – eine gewaltige Grenzbefestigung der Römer – verlief mitten durch das Gebiet und wurde zum großen Teil aus heimischem Jura-Kalkstein errichtet. Zahlreiche Kastelle, Wachtürme und Wehrmauern entstanden daraus. Bis heute nimmt der Stein eine zentrale Rolle ein: Nicht nur findet sich hier – im Süden der Metropolregion Nürnberg – bis heute eines der globalen Zentren für Natursteinabbau und -verarbeitung. Der natürliche Baustoff kommt auch nach wie vor in vielen heimischen Produkten oder Bauwerken zum Einsatz.

So existiert beispielsweise kaum eine Straße in Altmühlfranken, in der kein Asphalt, Beton, Schotter oder Split von SSW verbaut wurde. „Der Jura-Kalkstein wird in unzählbar vielen Anwendungen genutzt“, verdeutlicht Jens Geiger, als er den Geländewagen gerade vor einer großen Abbruchkante parkt. Die Metapher vom „Fundament der Region“ findet der 38-Jährige passend. „Das kann man schon so stehen lassen. Wir scherzen hier manchmal, dass unser Kalkstein die Menschen aus Altmühlfranken ein Leben lang begleitet. Man könnte auch sagen: Vom Taufstein bis zum Grabstein“, ergänzt er mit einem Augenzwinkern. Und auch die SSW selbst profitiert vom eigenen Baustoff – für das neue Bürogebäude, welches derzeit entsteht, verwendet man natürlich ebenfalls das heimische Material.

Der Steinbruch lebt

Das Gebiet des Weißenburger Steinbruchs wurde im Laufe der Jahre stets erweitert und neue Bereiche wurden erschlossen. Von der kontrollierten Sprengung über den Abbau, die Bewertung der Steinblöcke – für welche Verwendung diese in Frage kommen – und die Bearbeitung bis hin zum Verkauf und zur Anlieferung übernimmt die SSW dabei den kompletten Wertschöpfungskreislauf der Arbeitsschritte. Wer nun aber denkt, hier herrsche ausschließlich Technik und Maschinenlärm, dem empfiehlt Jens Geiger, sich einmal genauer umzusehen. Denn bei näherer Betrachtung wird klar: Dort wo man es wahrscheinlich am wenigsten erwarten würde, zeigt sich die Natur in ihrer vollen Vielfalt. Die Bereiche des Steinbruchs, die etappenweise rekultiviert werden, entpuppen sich dabei als ein wahres Biotop – in welchem sich sogar teilweise seltene Arten ansiedeln. So sind dort etwa Wildbienen, Erdbrüter sowie verschiedene Schlangenarten ansässig. Eichhörnchen streifen durch die zahlreichen aufgeforsteten Baumarten, welche die vorherige Fichten-Monokultur ersetzt haben.

Der Geländewagen hält vor einem der großen – durch Regenwasser natürlich entstandenen – Teiche, in dem sich Kaulquappen sichtlich wohl fühlen. Auch der Uhu scheint bei SSW beste Bedingungen vorzufinden: Unmittelbar neben der Produktionsstätte hat dieser Anfang letzten Jahres sein Nest gebaut und dort seine Jungen aufgezogen. „Dem Uhu war es im rekultivierten Bereich wohl zu ruhig“, vermutet Jens Geiger schmunzelnd. „Aber mal ernsthaft: Man erkennt, wir haben hier nicht nur Stein – hier ist immer etwas im Wandel, man könnte auch sagen der Steinbruch lebt.“ Neben der Rekultivierung ist für den Geschäftsführer noch eine weitere Tatsache essenziell. „Der Naturstein an sich ist bereits nachhaltig – den kannst du nehmen und woanders wieder aufbauen“, erklärt der Geschäftsführer, der bereits seit 2017 beim Unternehmen ist. Nicht nur dass der Stein immer wieder verwendbar ist, er wird auch vollständig verwertet – und zwar in den verschiedensten Formen, etwa als Schotter oder Split.

Präzisionsarbeit und Innovationskraft

Wer nun denkt, das Thema Steinbearbeitung wäre nur grobschlächtig, ist weit gefehlt. Der Blick auf die schweren Abbruchmaschinen, Radlader und LKWs – die uns von Zeit zu Zeit entgegenkommen – lässt zwar etwas Anderes vermuten, aber: Im Produktionsprozess steckt eine Menge Innovation und vor allem viel Präzisionsarbeit. Zwar bietet der Naturstein an sich eher weniger Innovationspotenzial, die Bearbeitungstechniken und Gerätschaften dafür aber umso mehr.

Etwas Besonderes hat sich die SSW hierbei im Frühjahr 2025 geleistet: Einen neuen Mobil-Bagger, den es weltweit bislang nur zwei Mal in dieser Form gibt – beide Exemplare stehen dabei dem Weißenburger Unternehmen zur Verfügung. Die individuell angefertigte Maschine verfügt über eine hochfahrbare Kabine, die eine bessere Sicht und präzisere Arbeitsabläufe ermöglicht. Neben dem Verladen übernimmt diese auch das Fräsen der Steine. Der neue Bagger ist dabei nicht das einzige Projekt, bei dem die eigene Expertise in die Entwicklung eingeflossen ist. Vom Reinbohrgerät bis zur millimetergenauen Schrämmsäge: Einige der – vom SSW mitentwickelten – Geräte sind mittlerweile Industriestandards. „Unsere Maschinen können enorme Kräfte entwickeln, arbeiten aber gleichzeitig sehr präzise“, erklärt Jens Geiger. „Davon profitieren am Ende auch unsere Kunden.“

Die Bandbreite an Projekten, die die SSW beliefert, ist dabei groß: „Regional haben wir auch viele kleinere Projekte“, berichtet der 38-Jährige, während wir an einem der rekultivierten Bereiche vorbeifahren. „Aber auch eine Gartenmauer, bei der ein Stein in den anderen greift, verdeutlicht unser Qualitätsverständnis“, unterstreicht der Geschäftsführer. Generell gehört der Garten- und Landschaftsbau zu den Steckenpferden des Unternehmens. Es geht allerdings auch eine Hausnummer größer: Kürzlich realisierte das Weißenburger Unternehmen eine Bahnbaustelle in der Schweiz. Hierfür wurden vom SSW innerhalb einer Woche 400 Tonnen große Mauersteine für das Projekt angeliefert und vor Ort von einem Unternehmen verbaut. Was zunächst nach einer enormen Menge klingt, wirkt angesichts der mächtigen Steinblöcke hier durchaus plausibel. Die einzelnen Steine wurden dabei passgenau verzahnt – mit feinster Bearbeitung und moderner Technik. „Dabei kommt man vollkommen ohne Mörtel oder Zement aus“, betont Jens Geiger. So konnte eine vollständige Recyclingfähigkeit der Materialien sichergestellt werden. Auch für Projekte im Hochwasserschutz wurden in der Vergangenheit bereits bis zu 2000 Tonnen pro Baustelle Mauersteine verbaut.

„Hart aber herzlich“

Neben dem Fokus auf Qualität, Innovation und nachhaltigen Lösungen liegt dem Geschäftsführer mit Blick auf das Unternehmen vor allem eines am Herzen: seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Deshalb hat man sich auch kürzlich entschieden, die eigene Arbeitgebermarke „Hart aber herzlich – Team SSW“ einzuführen. Zu den Maßnahmen zählen dabei etwa Mitarbeiterfeste – wie der Familientag – sowie regelmäßige Angebote im Bereich Gesundheitsmanagement, zum Beispiel der Einsatz eines Allergiemobils mit Lungenfunktionstest. Auch hochwertige, individuell angepasste Arbeitskleidung gehört dazu.

Die Bemühungen des Unternehmens kommen dabei gut an. Das bestätigt auch Michaela Streb, die sich beim SSW unter anderem um den Bereich Marketing und Social Media kümmert. Die 38-Jährige schätzt hier außerdem das angenehme Arbeitsklima auf Augenhöhe und die gegebene Flexibilität. „Ich kann meine Arbeitszeiten so gestalten, dass Familie und Beruf gut miteinander vereinbar sind – das ist für mich echte Lebensqualität“, hebt sie hervor, während wir mit dem Geländewagen wieder vor dem Bürogebäude ankommen. Unsere Rundtour ist beendet – was bleibt ist der Eindruck von SSW und des Weißenburger Steinbruchs: Hier ruht nicht nur Jura-Kalkstein, sondern auch ein solides Fundament aus Innovation, Umweltbewusstsein und gelebtem Miteinander.