2017_Schäfertanz
 
 

100 Jahre Schäfertanz

Am 13. Juli 1924 wurde der Schäfertanz in Gunzenhausen – anlässlich der 1100-Jahr-Feier der Stadt – wiedergeboren. Eine über Jahrzehnte vergessene Tradition lebte wieder auf und hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.

Die Spuren der Schäfer in und um Gunzenhausen lassen sich ins Mittelalter zurückverfolgen. Zeitweise soll die Schafzucht sogar in ihrer Ausdehnung die Viehzucht übertroffen haben.

Als Wilhelm von Seckendorff im Jahr 1368 seine Güter zu Gunzenhausen an den Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg verkaufte, war darunter auch der Hof „Reutperge“. Hier wurde vor allem Schafzucht betrieben. 1422 befreite schließlich der Nürnberger Burggraf den Schafhof auf dem „Reutperge“ von der Entrichtung des Lämmer- und Kleintierzehnten an den Pfarrer von Gunzenhausen.

Die Schäfer waren sich bereits damals ihrer Bedeutung bewusst und schlossen sich in einer Berufsorganisation zusammen – jedoch mehr aus gesellschaftlichen Beweggründen. Ihr Feiertag sollte der 1. Mai werden, der Walpurgitag.

Einst beschloss die Stadt Gunzenhausen:

 „Wir, Bürgermeister und Rat der Stadt Gunzenhausen, bekennen und tun kundt öffentlich gegen jedmänniglichen Zeiten, daß unsere Hirten und Schäfer von der Altmühl nach altem Brauch und Herkommen seit unfürdenklichen Zeiten Recht und Freiheit haben, alljährlich an Walpurgi sich hierorts zu versammeln und mit ihren Frauen und Jungfrauen sich zu freuen, auch ihren Jahrestag abzuhalten, zu essen und zu trinken, wie’s Brauch und Sitte, und auch ihren alten Hirtentanz aufzuführen. Wobei wir aber gerne hören mögen, daß alles sich vollziehe in Zucht und Ordnung und ohne alles Gefärde für jedmänniglich und für die Herde …“.

Nicht nur Schäfer aus der unmittelbaren Umgebung kamen zum Fest. Bis vom Hahnenkamm herunter und vom Ries herüber zogen sie nach Gunzenhausen, um ihre Hirtenkirchweih zu feiern.

Doch über die Jahre ging dieser Brauch verloren. Erst 1924 ergriff Heimatforscher Hans Bach die Initiative, den Schäfertanz in Gunzenhausen wiederzubeleben. An seiner Seite Tanzlehrer Heimann aus Nürnberg, Karl Moßner aus Gunzenhausen und die Musiker der Stadtkapelle. Es wurde neu choreographiert und hart geprobt, bis schließlich im Sommer 1924 der Schäfertanz nach langer Pause wieder zu sehen war. 16 Paare – Freiwillige aus Gunzenhausen – bewegten sich in Tracht unter der Anleitung  von „Oberschäfer“ Fritz Meier über das Pflaster. Das Publikum spendete viel Beifall bei der Premiere.

An dieser Begeisterung hat sich auch 100 Jahre später nichts geändert. Noch heute ist der Schäfertanz alle paar Jahre an der Kirchweih ein viel beklatschter Höhepunkt im Festreigen.